5. April 2024 I Newsletter

3 Fragen an:

Leonie Buttgereit, Non-Profit-Managerin 

Kaputte Fahrräder werden oft einfach irgendwo abgestellt: an Bahnhöfen, Zäunen oder auf Gehwegen. Und rosten vor sich hin. Meist fehlt ihnen ein Rad oder Lenker. Aus solchen „Schrotträdern“ machen Leonie Buttgereit und ihr Team neue Flitzer. In der Werkstatt der agens Sozialbetriebe gGmbH werden die Räder in Einzelteile zerlegt und wieder zusammengebaut. Anschließend werden die upgecycelten Räder verkauft. Das Tolle: Es gibt sogar ein Jahr Garantie darauf.

Leonie Buttgereit
Foto: agens Arbeitsmarktservice gGmbH

Name: Leonie Buttgereit

Wohnort: Berlin Lichtenberg

Alter: 27

Beruf: Non-Profit-Managerin

Mein liebster Upcycling-Hack: kommt natürlich aus unserer Werkstatt – Uhren und Weihnachtsdeko aus alten Speichen und Kettenblättern

Mein größter unverzichtbarer Luxus: Gesundheit

Inspiration finde ich: durch Empfehlungen, auf Social Media und in kleinen Gesprächen im Alltag

Mein Lieblingsort in Berlin: Maybachufer, Rummelsburger Bucht, Seddinsee – Hauptsache am, im oder auf dem Wasser

Wie kommt ihr an die abgestellten und kaputten Räder heran, um sie wieder fahrtüchtig zu machen? 
Alte Fahrräder findet man im Grunde überall in Berlin – wir bekommen sie als Spende von Hausverwaltungen, Einzelpersonen oder sammeln sie an S-Bahnhöfen ein. Der genaue Ablauf ist dabei ganz unterschiedlich: Mal hat ein Hausmeister ausgemistet, mal markieren wir im Fahrradkeller selbst alle Fahrräder und holen 14 Tage später die verbliebenen Exemplare ab, mal erhalten wir die genauen Standorte von unserem Kooperationspartner GrünBerlin. Wichtig ist natürlich, dass Besitzer:innen vorher immer die Möglichkeit bekommen, ihr Fahrrad doch noch abzuholen oder selbst zu entsorgen.

Nachdem wir die Fahrräder abgeholt oder angenommen haben, übermitteln wir die Rahmennummern an die Polizei, um sicherzustellen, dass sie nicht gestohlen wurden. Erst wenn wir auch von dort die Freigabe erhalten haben, geht es los mit dem Upcycling: Fahrräder werden inspiziert, Teile werden ausgebaut und dann wird gemeinsam entschieden, mit welchem Modell wir beginnen.

Könnt ihr alle Teile wiederverwenden oder müsst ihr auch neue dazukaufen?
Wir versuchen so viel wie möglich zu erhalten, und auch Teile aus mehreren Spendenfahrrädern für den Aufbau eines neuen Fahrrads zu kombinieren. Manche Mängel sind aber sicherheitsrelevant, und manche Teile einfach nicht mehr verwendbar. Vor allem Bremsbeläge, Bremszüge, Mäntel und Schläuche kaufen wir in der Regel bei einem Fahrradladen um die Ecke neu. Damit sichern wir auch ein längeres Leben der Räder und schließlich die Zufriedenheit der Kund:innen – denn egal wo man ein Fahrrad kauft: Es muss jede:n sicher, schnell und möglichst bequem von A nach B bringen. Das sichern wir auch durch Kontrollfahrten vor dem eigentlichen Verkauf: Wenn ein Fahrrad in den Verkaufsraum kommt, ist es fahrtüchtig, sicher und schont gleichzeitig Ressourcen und Geldbeutel.

Die aussortierten Teile können wir dafür aber oft für unsere Upcycling-Kunst nutzen – und so entstehen aus alten Fahrrädern nicht nur neue, sondern auch Uhren, Lampen, Deko, Kleiderbügel…

Wo werden die Upcycling-Räder verkauft und wieviel kosten sie?   
Die Fahrräder verkaufen wir in unserer Kreuzberger Werkstatt in der Ohlauer Straße 42. Im positiven Sinne sind wir dort inzwischen die „Schrauber vom Hinterhof“ – denn obwohl man uns von der Straße aus nicht sieht, schlummern in unserem Laden Fahrräder in verschiedenen Formen, Farben und Größen, und immer wieder auch Liebhaberstücke. Die Fahrräder kosten je nach Ausstattung zwischen 99 und 500 Euro, die meisten bewegen sich zwischen 200 und 300 Euro. Im Preis enthalten: der Austausch von Lenkern, Körben oder anderen Kleinteilen, die kompetente Beratung durch unser Team vor Ort und ein Jahr Gewährleistung, d. h. die kostenfreie Durchführung aller Reparaturen, die nicht durch Eigenverschulden oder normalen Verschleiß entstehen. Sollte also doch mal etwas quietschen oder sich eben nicht ganz neu anfühlen: einfach vorbeikommen und wir finden eine Lösung.

Die verfügbaren Räder präsentieren wir auch in unserem Online-Shop, sofern sie es überhaupt bis dahin schaffen: Ab und an sind Spenden gerade erst bei uns eingetroffen, da gibt es schon Interessent:innen für die Zeit nach dem Upcycling. Im Online-Shop findet man auch die Upcycling-Kunst, und vor Ort in Kreuzberg gibt’s dazu noch gebrauchte Teile, einen Frühjahrs-Check oder Reparaturen.

Übrigens: Mit einem Kauf bei uns entscheidet man sich nicht nur für wiederbelebte Fahrräder, sondern auch für die Unterstützung der Integration von ehemals langzeitarbeitslosen Menschen im Rahmen unseres Sozialbetriebes. Das Projekt „Soziale Betriebe 2.0“ wird gefördert aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung.

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